Warum wir Pausen unterschätzen

Wenn ich an meine Sommerpause zurückdenke, spüre ich noch immer, wie erholsam die Tage für mich waren, an denen ich kein festes Programm hatte. Doch gelegentlich meldete sich unterschwellig auch eine gewisse Unruhe. In mir kamen Stimmen hoch, dass ich meine Zeit besser nutzen sollte: Zum Beispiel endlich Projekte in Angriff nehmen, zu denen ich im beruflichen Alltag nicht komme. Es kann mir passieren, dass diese Gedanken so stark werden, dass ich gleich einiges auf einmal beginne, um mir das Gefühl von Effektivität und Effizienz zu geben. Doch meist bin ich in solchen Phasen nicht wirklich erfolgreich, sondern eher erst recht frustriert.

Der Druck, den ich mir in solchen Situationen selbst mache, lässt mich weder wirklich erholt sein noch effektiv. Im Grunde geht es vielen wie mir, denn wir unterschätzen generell, wie wichtig Pausen für unsere körperliche und geistige Gesundheit sind.

Wir sind meist im Tun. Viele Menschen haben deshalb dem erzwungenen Lockdown im Frühjahr durchaus etwas abgewinnen können.

Pausen sind notwendig, um uns zu sortieren und Erlebnisse zu verarbeiten. Forschungen haben ergeben, dass wir neu Gelerntes unmittelbar danach weniger gut abrufen können als nach einer gewissen Pause. Wir müssen Lerninhalte im wahrsten Sinne des Wortes verdauen, damit wir sie wirklich nutzen können. Doch auch generell brauchen wir Pausen, um unsere Erfahrungen sinnvoll  nutzen zu können.

Auch bei Entspannungsverfahren, wie der progressiven Muskel Relaxation, passiert gerade in den Pausen ein wichtiger Prozess. Die Muskeln können währenddessen noch tiefer in die erwünschte Entspannung gehen.  Als Trainerin musste ich meine Teilnehmer*Innen immer besonders darauf hinweisen, wirklich die Pausen zu zulassen.

Warum fällt es uns so schwer Pausen auszuhalten? Warum sind wir immer auf der Jagd nach neuen Reizen, neuen Informationen und Erlebnissen und versinken in der Informationsflut? Dahinter stecken meist unbewusste Glaubenssätze: Ich weiß nicht genug, ich habe nicht genug, ich bin nicht genug. Doch stimmt das wirklich? Genau betrachtet können wir oft gar nicht genau benennen, wann es genug wäre. Meist treiben uns nur diffuse Gefühle an. Wenn wir uns diese oft unbewussten Glaubenssätze näher betrachten und den Gefühlen nachspüren, die sie in uns auslösen, merken wir den großen Druck, der sich in uns aufbaut: Wir müssen endlich aktiv zu werden, um diesen gefühlten Mangel auszugleichen. Vielen meiner Klienten wird erst in unseren Sitzungen, in der Auseinandersetzung mit diesen inneren Antreibern, bewusst, wie groß der Stress ist, den sie sich selbst dadurch machen.

Wir wollen aus dem Hamsterrad auszusteigen und dem alltäglichen Stress entrinnen, doch kaum schenkt uns das Leben eine kurze Pause, drehen wir schon wieder am Rad. Wenn wir uns stattdessen auf das fokussieren, was schon da ist, welche Fülle uns bereits umgibt, kehrt automatisch mehr Ruhe ein. Dankbarkeitsübungen haben genau diese Wirkung: unser Fokus verändert sich: Weg vom Mangel hin zur Fülle.

Das bedeutet nicht, immer wunschlos glücklich sein zu müssen. Wünsche und Sehnsüchte zeigen uns auf, was wir in unserem Leben noch verwirklichen wollen. Sie helfen uns konkrete Ziele zu definieren.

Pausen bringen uns jedoch ins Hier und Jetzt. Sie unterstützen uns, aus dem gegenwärtigen Moment Kraft zu schöpfen, um uns dann erholt und erfrischt neu auszurichten und wieder durchzustarten.

Ihr Quick-Win-Serviceteil

Oft befinden wir uns zum wiederholten Mal in den gleichen Situationen, anstatt das zu erleben, was wir uns wünschen. 

Wenn Sie dieses Thema anspricht und Sie sich damit noch weiter auseinandersetzen möchten, stellen Sie sich doch mal folgende Fragen:

  • In welchen Situationen setzen mich meine unbewussten Antreiber besonders unter Druck?
  • Welche Einstellungen zu Arbeit und Freizeit habe ich schon von meinen Eltern übernommen?
  • Was sind meine Prioritäten in Bezug auf mein Leben?
  • Inwieweit lebe ich nach ihnen?
  • Habe ich Freizeitaktivitäten, die mir einen guten Ausgleich zur täglichen Arbeit bieten?
  • Plane ich genügend Pausen ein, um mich zu regenerieren?
  • Plagen mich zahlreiche unspezifische, körperliche Symptome?
  • Ist es mir in der Vergangenheit schon einmal gelungen mich so zu verhalten, wie ich es mir wünsche?
  • Wie hat sich das angefühlt?
  • Genieße ich meine Auszeiten?
  • Kann ich mich an diese Qualität erinnern und sie spüren?
  • Bin ich oft enttäuscht, wütend oder frustriert und fühle mich als Opfer der Situation?
  • Was hindert mich noch, mich von diesen unbewussten Blockaden endgültig zu befreien?
  • Was würde sich dadurch in meinem Leben verbessern?