Wir sind keine Opfer unserer Gene

Lernen macht nur Sinn, wenn wir das Gelernte auch umsetzen können. Wenn wir uns verändern wollen, eignen wir uns normalerweise viele neue Kenntnisse und Strategien an und ein Teil unseres Gehirns speichert dieses Wissen ab. Was jedoch wirklich sehr frustrierend sein kann ist, dass ein anderer Teil unseres Gehirns, unser instinktives und emotionales Gehirn, dieses neue Wissen komplett ignoriert. Dieser Gehirnteil ist angefüllt mit hinderlichen, längst überholten Glaubenssätzen, erworbenen Überzeugungen, alten Verhaltensmustern und bestimmt den größten Teil unseres Verhaltens.

Bis zu 95% unserer täglichen Handlungen werden von automatisierten, instinktiven Verhaltensmustern bestimmt, die  meist  unbewusst ablaufen. Aus diesem Grund ist die Meinung viele Gehirnforscher, dass wir nicht vom Affen abstammen, sondern uns einfach zu noch intelligenteren Affen weiterentwickelt haben. Lange Zeit haben wir jedoch geglaubt, dass wir mit unserem Verstand und Willen alles in den Griff bekommen könnten. Doch aufgrund der fortschreitenden Gehirnforschung beginnen wir langsam zu begreifen, dass wir in hohem Maße von unseren Instinkten bestimmt sind.

Diese fest verankerten Automatismen dienen der Entlastung unseres Gehirns: Ohne groß darüber nachdenken zu müssen, können wir auf bewährte Verhaltensmuster zurückgreifen. Wir müssen nicht mehr jeden Morgen neu überlegen, wie wir unseren Kaffee zubereiten. Viele Handgriffe laufen automatisch ab, während wir vielleicht über das nachdenken, was der bevorstehende Arbeitstag an Herausforderungen bringt.

Doch dieser durchaus sinnvolle Mechanismus der Evolution hat auch seine Tücken. Das merken wir spätestens dann, wenn wir in einem Land mit Linksverkehr Urlaub machen. Unser, von Kindheit an, eintrainiertes Verhalten zuerst links, dann rechts zu schauen bevor wir eine Straße überqueren, dient unserem Schutz. Es kann jedoch in England zur tödlichen Gefahr werden. Doch nicht nur dann werden diese Mechanismen zur Falle. Nicht selten finden wir uns in Situationen wieder, in denen wir uns bewusst eigentlich ganz anders verhalten wollen. Wir versuchen uns mühsam in Coachings neues Verhalten anzutrainieren. Dennoch spulen wir, gegen unseren Willen,  die immer gleichen, negativen Reaktionsmuster ab. Wir  fühlen uns ihnen hilflos ausgeliefert, als Opfer der Umstände, mit wenig Einfluss sie zu verändern und resignieren schließlich. Natürlich gelingt es uns hin und wieder willentlich aus diesen Verhaltensmustern auszubrechen, doch sobald wir nicht mehr wirklich achtsam sind, emotional oder erschöpft, fühlen wir keine Kraft dagegen anzugehen.

Die gute Nachricht ist, wir können unser Gehirn verändern und einen Weg aus diesen Automatismen finden. Wir sind nicht Opfer unserer Gene. Die neusten Studien zeigen, dass, wenn wir unsere Gedanken und Einstellungen verändern, sich auch der Ausdruck unserer Zellen verändert.

Doch wie gelingt es uns eine sogenannte neue Haltung zu erschaffen, diese selbstzerstörerischen Muster aufzugeben und in ein unterstützendes Verhalten umzuwandeln? Zuerst müssen wir verstehen, wie diese Automatismen entstehen. Wenn wir Dinge 1 x, 10 x, 100 ×, 1000 x wiederholen, entwickelt sich ein Muster in unserem Gehirn. Wir lernen durch Wiederholung. Egal, ob positive oder negative Verhaltensmuster, durch diese Wiederholungen werden die immer gleichen neuronalen Bahnen aktiviert und es kommt zu festen Nervenverbindungen. Das bedeutet: die Muster, die wir am häufigsten benutzen, – sei es aus Gewohnheit, sei es aus Mangel an Alternativen – bekommen die Vorherrschaft in unserem Gehirn und entwickeln sich zu Datenautobahnen.

Es gibt auch Abkürzungen. Wenn wir etwas Traumatisches erleben, verankert sich das entsprechende Schutzverhalten sofort. Auch das dient unserer gesamten Spezies. Wir müssen nicht alle bedrohlichen Situationen selbst durchleben, denen unsere Vorfahren ausgesetzt waren. Viele sehr nützliche Schutzreaktionen bekommen wir via Gene von unseren Vorfahren schon fertig geliefert und wenden sie automatisch seit frühester Kindheit an.

Doch das Fatale ist: Unsere Welt und ihre Strukturen verändern sich rasant. Nicht alle Schutzmuster, die unseren Großeltern dienlich waren, passen noch in die heutige Zeit. Doch wir werden, nach wie vor, von ihnen bestimmt. Denken wir nur an weibliche oder männliche Rollenstereotypen. Es ist uns bewusst, dass sie dringend verändert werden müssen. Und dennoch ertappen wir uns immer wieder dabei, wie wir, trotz allen Bewusstseins und trotz besseren Wissens, in typisch weibliches bzw. männliches Rollenverhalten zurückfallen.

Wie schaffen wir es die neuen Muster, die wir uns wünschen, in unserem Gehirn dauerhaft zu etablieren? Sobald wir etwas tun, was uns Freude bereitet, was ungewöhnlich ist, was uns mit einem körperlichen Wohlgefühl erfüllt und das wir deshalb gerne wiederholen, weil es sich gut und stimmig anfühlt, beginnt der gleiche Prozess –  nur in umgekehrter Richtung: Neue für uns positive neuronale Muster werden geschaffen, alte ausgediente geschwächt und wir spüren nachhaltige Veränderungen, die sich erfolgreich in unserem Leben auswirken.

Das ist der Sinn und Zweck vieler Trainings und Coachings. Alte Strategien durch neue zu ersetzen. Doch, obwohl wir verstehen, dass uns das neue Verhalten eindeutig weiterbringt, fallen wir meist aus Gewohnheit in die alten Muster zurück, denn selbst schlechte fühlen sich vertraut an und signalisieren unserem Instinkt Sicherheit. Es fällt uns schwer auf diese Weise Neues in unserem Gehirn zu etablieren.

Es gilt ein „Reset“ in unserem Gehirn zu schaffen. Wenn wir unsere alten, überholten Datenbahnen löschen, anstatt sie mühsam umzuprogrammieren, gelingen uns die gewünschten Veränderungen schnell und leicht. In unseren Sitzungen, in denen wir uns jeweils einem zu verändernden Thema zuwenden, erlangen meine Klienten einen Status, der sie dabei unterstützt die neuen Muster dauerhaft in ihrem Gehirn zu etablieren. Ihr Körper lernt bessere Strategien, um auf entsprechende Situationen zu reagieren und integriert sie sofort.

Wir arbeiten dabei auf der instinkthaften Ebene, nicht nur über den Verstand. Durch die Veränderungen auf der Körperebene, ändern sich auch die Gefühle, die untrennbar mit dem Körper verbunden sind. Deshalb spüren meine Klienten schon während der Sitzung tatsächlich im Bauch, unserem emotionalen instinktiven Bauchgehirn, bei jedem bearbeiteten Thema:  Ja, ich kann das. Ja, ich fühle, ich habe die Power in diesem Bereich Neues in meinem Leben zu erschaffen. Das heißt das alte automatisierte Programm wird gelöscht bzw. „upgedatet“.

Das bedeutet nicht, dass sie keine Situationen mehr erleben werden, die sie mit der alten Problematik konfrontieren. Doch sie bemerken meist eine körperliche Gelassenheit und Gestaltungsfreiheit, die sie früher in vergleichbaren Situationen nie erlebt haben. Jetzt können sie endlich das bereits vorhandene Wissen anwenden.

Neurobiologisches Stressmanagement schafft die Voraussetzung, dass Gelerntes angewandt werden kann. Meist geschieht das dann so leicht und spielerisch, dass es uns ganz selbstverständlich vorkommt und wir ganz natürlich unser Verhalten verändern. Die neue gewünschte Datenautobahn wird dadurch immer mehr ausgebaut. Da sich jetzt beide Gehirnareale, unser Verstand und unser Instinkt ergänzen, können wir immer bewusster und stimmiger handeln. Darüber hinaus etablieren sich in uns die elementaren Gefühle von Vertrauen, Sicherheit und Selbstwert. Wir erleben Selbstwirksamkeit, die uns ermöglicht und uns ermutigt immer mehr alte, nicht mehr dienliche Muster zu entlassen und in neue förderliche umzuwandeln.

Ihr Quick-Win-Serviceteil

Oft befinden wir uns zum wiederholten Mal in den gleichen Situationen, anstatt das zu erleben, was wir uns wünschen. 

Wenn Sie dieses Thema anspricht und Sie sich damit noch weiter auseinandersetzen möchten, stellen Sie sich doch mal folgende Fragen:

  • In welchen Situationen handele ich wider besseren Wissens?
  • Welche Einstellungen habe ich schon von meinen Eltern übernommen?
  • Was sind meine Prioritäten in Bezug auf mein Leben?
  • Inwieweit lebe ich nach ihnen?
  • Plagen mich zahlreiche unspezifische, körperliche Symptome?
  • Ist es mir in der Vergangenheit schon einmal gelungen mich so zu verhalten, wie ich es mir wünsche?
  • Kann ich mich an diese Qualität erinnern und sie spüren?
  • Bin ich oft enttäuscht, wütend oder frustriert und fühle mich als Opfer der Situation?
  • Was hindert mich noch, mich von diesen unbewussten Blockaden endgültig zu befreien?
  • Was würde sich dadurch in meinem Leben verbessern?