Viele meiner Klienten berichten, dass es ihnen schwerfällt runterzukommen. Selbst, wenn sie sich mal einen Tag Auszeit nehmen, drückt sie das schlechte Gewissen. Es ist das Gefühl, niemals fertig zu werden, das sie stresst, permanent noch unerledigte Dinge im Hintergrund zu wissen, die endlich bearbeitet werden sollten. Ich glaube dies ist eher ein Phänomen unserer Zeit, als ein individuelles Problem, denn den meisten von uns ist diese Thematik vertraut.
Ein Grund ist sicher, dass wir keine natürlichen Pausen mehr haben. Unsere Medien sind Tag und Nacht in Aktion, wir sind weltweit vernetzt, so dass immer irgend jemand auf der Welt gerade wach ist, arbeitet und fähig ist zu kommunizieren und Inhalte zu produzieren. Das führt zu einer Informationsflut, die uns auf der einen Seite zwar bereichert, aber mitunter auch massiv unter Druck setzt. Unser Schlaf – Wach Rhythmus leidet, wenn wir rund um die Uhr Emails beantworten sollen.
Es gibt auch keine gesellschaftlich festgelegten Pausen mehr. Öffnungszeiten werden immer mehr gelockert, selbst unsere Sonntage, früher eine kollektive Auszeit, werden immer mehr in Frage gestellt. Noch vor zwanzig Jahren war es leichter Dinge zu bearbeiten und auch abzuschließen. Dabei hatten wir dieses gute, befriedigende Gefühl etwas erledigt zu haben.
Mittlerweile hat sich die Arbeitswelt jedoch mehr der Taktung des Computers angepasst, statt umgekehrt. Im Gegensatz zum menschlichen Gehirn kann er, in Bruchteilen von Sekunden, unendlich viele Daten bearbeiten. Wir werden ständig mit neuen Informationen abgelenkt, so dass es für viele immer schwieriger wird, fokussiert an einer Sache zu bleiben und gute Prioritäten zu setzen.
Doch nicht nur das – auch unser Privat- und Arbeitsleben fließen immer mehr ineinander. Dennoch ist in uns noch immer die alte Maxime verankert: Erst wenn die Arbeit getan ist, kannst du eine Pause machen. In Zeiten von Homeoffice und Selbstständigkeit gibt es jedoch keine klare Trennung mehr zwischen Arbeit und Freizeit – wir müssen selbst entscheiden, wann wir arbeiten und wann wir pausieren. Unter anderem ein Grund, warum sich immer mehr Arbeitnehmer wieder eine Rückkehr zu ihrer Arbeitsstelle wünschen. Nicht umsonst kursiert auch der Spruch: Selbstständig zu sein bedeutet, es selbst zu tun und es ständig zu tun.
Wir brauchen Struktur und einen gewissen Arbeitsrhythmus, um leistungsfähig zu bleiben. Das merken wir jetzt auch an unseren Kindern. Viele sind überfordert von der ständig wechselnden Unterrichtsform. Meist müssen wir als Eltern für eine gewisse Struktur sorgen, damit sie nicht völlig den Anschluss verlieren.
Wir wissen, wie wichtig eine gute Arbeitsstruktur mit Pausen für unsere körperliche und geistige Gesundheit sind.
Das leuchtet uns ein, doch wie schaffen wir das jetzt, wenn unser Arbeitgeber uns immer mit mehr Arbeit zuschüttet, als wir verkraften können? Wenn stets mehr zu tun ist als wir als Tagespensum wegarbeiten können, kann sehr leicht ein Gefühl des Versagens in uns entstehen. „Ich bin unfähig alles zu bewältigen, ich muss den Druck auf mich vergrößern, ich muss noch leistungsfähiger werden bzw. ich muss die Dinge noch besser organisieren.“ reden wir uns gut zu und merken dabei, dass dieses viele „müssen“ ungeheure Druckgefühlen in uns auslöst.
Wir fühlen uns dabei wie das Rädchen im Getriebe, nicht mehr fähig, die Prozesse wirklich selbst zu steuern und zu gestalten. Dabei setzen wir uns unter Druck und überfordern unseren Körper. Wir sind immer mehr auf Kampf fokussiert. Meist haben wir dann den Kontakt zu unserem Körper verloren und blenden seine Bedürfnisse extrem aus.
Was darauf folgt kennen wir nur allzu gut: Rückenschmerzen, verspannte Schultern, unsere Augen werden müde durch die ewige Computer Arbeit, das statische Starren auf den Bildschirm. Wir fühlen uns auch nach Feierabend nicht wirklich entspannt, sondern haben immer noch latent unterschwellig ein Programm laufen, das uns daran erinnert, was alles noch unerledigt ist, was noch getan werden sollte und setzen uns selbst damit permanent noch weiter unter Druck.
Wir können diese Entwicklung nicht grundlegend verändern, die Arbeitswelt und Medienwelt ist, wie sie ist. Doch wir können etwas an unserer Haltung verändern. Wir können uns selbst wieder in den Mittelpunkt stellen und eigene Prioritäten setzen. Was ist heute wirklich wichtig für mich? Worauf fokussieren ich mich? Es gilt gute Entscheidungen zu treffen bzw. dann, wenn ich mich für eine Sache entschieden habe, mich dabei zu unterstützen, indem ich Ablenkungen ausschalte, z.B. mein Handy, bis ich etwas beendet habe, das meine volle Konzentration erfordert. Oder, indem ich meine Arbeitszeit strukturiere, mir ein Zeitlimit setze und mich dafür belohne, wenn ich die Arbeit beendet habe. Das fördert mein Durchhaltevermögen.
Je besser es uns gelingt, uns selbst ein guter Coach zu sein, umso leistungsfähiger bleiben wir. Pausen zu machen, Wasser zu trinken, meine Augen in die Ferne schweifen zu lassen, sich schütteln, oder vom Sitzen zum Stehen zu wechseln. Das alles bringt auch unser Gehirn in Schwung und erhöht unsere Denkfähigkeit. Gehen bringt unseren Körper wieder ins Lot und vernetzt unsere Gehirnhälften. Generell gilt es bewusst auf die Bedürfnisse unseres Körper zu achten und tagsüber immer wieder kurz für ein oder zwei Minuten zu entspannen. Allein das kann schon enorm hilfreich sein und einem Ausbrennen vorbeugen.
Doch das alles reicht nicht, wenn wir nicht bereit sind auch unsere eigenen Ansprüche an uns zu reduzieren und weniger die Anerkennung im Äußeren zu suchen. Jeder Vorgesetzte ist natürlich daran interessiert, möglichst viel, in möglichst kurzer Zeit zu erreichen. Deshalb werden wir an dieser Stelle nur selten Anerkennung und das Verständnis finden, das wir uns wünschen.
Wenn wir jedoch unsere Arbeit selbst wertschätzen und uns auf unsere Stärken fokussieren, auf das, was uns heute gut gelungen ist, sind wir von der Bestätigung anderer unabhängiger. Je mehr ich das, was mir Freude macht, in meine Arbeit integrieren kann, umso motivierter und leistungsfähiger bin ich. Doch auch sehr erfüllende Arbeit kann uns auszehren, wenn wir uns selbst zu sehr unter Druck setzen.
Darum ist ein immer wiederkehrendes Thema in meiner Praxis: Wie gelingt es mir gute Grenzen setzen, den Ansprüchen von außen, aber vor allem auch den Ansprüchen in mir.
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Oft befinden wir uns zum wiederholten Mal in den gleichen Situationen, anstatt das zu erleben, was wir uns wünschen.
Wenn Sie dieses Thema anspricht und Sie sich damit noch weiter auseinandersetzen möchten, stellen Sie sich doch mal folgende Fragen:
- Mit welcher Energie bzw. mit welchen Gefühlen gönne ich mir Auszeiten?
- Habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn Dinge auch mal liegen bleiben?
- Treibe ich mich eher ständig an?
- Fühle ich mich Situationen und Herausforderungen manchmal ausgeliefert und hoffnungslos überfordert?
- Wann verliere ich meine Zuversicht?
- Wie gelingt es mir mich wieder zu motivieren?
- Kann ich mich in meiner Freizeit wirklich entspannen?
- Wie ist mein Schlaf?
- Fühle ich mich vital und energiegeladen?
- Zeigt mein Körper öfter Anzeichen von Stress?
- Suche ich aktiv dann nach Lösungen oder fühle ich mich eher hilflos?
- Was kann ich bewusst für mich und meine Gesundheit tun?
- Was hat mir schon einmal geholfen?
- Was möchte ich grundsätzlich in meinem Leben positiv verändern?
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