Erfolgreich in Fluss kommen

„Du hast sicher Zeit den Gärtner anzurufen“ rief mein Mann mir frühmorgens beim raschen Hinauseilen zu, kurz bevor die Tür ins Schloss fiel. Ganz sicher, dachte ich, ich habe Zeit die Wäsche kurz aus dem Trockner zu holen, Rechnungen zu schreiben, einer Freundin zum Geburtstag zu gratulieren, das passende Geschenk für einen Kollegen auszusuchen, drei Telefonate mit Klienten zu führen und dann rasch nach München in die Praxis zu starten, wohlgemerkt gut gestylt. Innerlich stieg mein Adrenalinspiegel langsam aber sicher nach oben. Bei dem Gedanken an weitere 5 Dinge, die ich eigentlich schon längst hätte erledigen sollen, bzw. 7 weiteren, die dringend anstanden, brach mir endgültig der Schweiß aus und ich fühlte Wut in mir aufsteigen.

Oft sind meine Selbstgespräche dann erfüllt von – ich müsste, ich sollte, ich hätte eigentlich schon längst tun sollen – oder stummen Vorwürfen, was mir das Leben und meine Mitmenschen so alles zumuten. Absurderweise mischen sich in solche Situationen auch noch Stimmen ein, schließlich bin ich Profi, die mich daran erinnern, mich jetzt bitte professionell zu entspannen. Super, noch irgendwelche Wünsche oder Ansprüche an mich? Am liebsten hätte ich mich wieder ins Bett verkrochen, doch dann siegte mein Pflichtgefühl.

Wir kämpfen uns durch unseren Alltag. Da wir so daran gewöhnt sind uns anzustrengen, erledigen wir unsere täglichen Aufgaben oft mit erhöhtem Kraftaufwand.  Um der völligen Erschöpfung zu entgehen und der Flut an Aufgaben Herr zu werden, beginnen wir immer mehr Projekte vor uns herzuschieben,  auch nur eine vorübergehende Lösung, denn sie befriedigt uns selten auf Dauer. Wir fühlen uns dadurch noch mehr unter Druck, ohne die Herausforderungen zu unserer Zufriedenheit erledigen zu können. Unbewusste Überzeugungen, wie „Ich muss für alles die Verantwortung übernehmen“ oder „ich muss um jeden Preis funktionieren, sonst geht alles den Bach runter“, halten uns zudem in unserem Hamsterrad gefangen.

Unsere unbewussten Muster bestimmen unsere täglichen Bewältigungsstrategien. Je nach Persönlichkeit und Prägung beginnen wir in stressigen Zeiten, uns tendenziell durch unseren Alltag zu kämpfen, oft auch auf eigene Kosten, oder uns überkommt bei der Menge an Baustellen, eine schlagartige Lethargie und wir neigen dazu, Dinge schleifen zu lassen. Oft schwanken wir auch zwischen diesen Polen hin und her.

Doch fatalerweise sind wir gerade dann im Stressmodus, wenn wir besonders effektiv sein wollen. Dieser zwingt uns, Projekte um jeden Preis durchzuziehen oder sie zu vermeiden bzw. einfach laufen zu lassen. Um diesen Zustand auszulösen, reicht oft schon das Wörtchen „muss“ oder „sollte“. Allein der Gedanke daran, was wir alles sollten, kann in uns schon das Gefühl von Unzulänglichkeit auslösen. (Ich hab`s es immer noch nicht geschafft, ich bin unfähig, ich werde versagen etc.)

Doch nicht nur gefühlsmäßig geht es uns dann schlecht, auch unser Körper ist auf Kampf oder Flucht programmiert. Unsere Muskeln spannen sich an, Stresshormone werden ausgeschüttet. Im Moment erhöht sich zwar unsere Leistungsfähigkeit, doch unser Immunsystem und unsere Gesundheit werden auf Dauer geschwächt. Zudem sind unsere Sinne eingeschränkt – so verengt sich z.B. unser Blick und hindert uns daran, unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten zu sehen und kreativ auf Herausforderungen zu reagieren.

Mit Neurobiologischen Stressmanagement können wir unbewussten Glaubensätzen und Antreibern auf die Spur kommen und Trigger eliminieren, die diese automatischen Reaktionen auslösen. Wenn unsere Gehirnhälften wieder gut vernetzt sind, haben wir, hellwach und achtsam, Zugriff auf unser volles Potential. Lassen wir dann die Dinge fließen, sind wir sehr wohl mit ihnen verbunden. Wir sind fähig uns mit ihnen auseinanderzusetzen, können unsere Energie konstruktiv einsetzen und verfallen nicht mehr in blinden Aktionismus, da unsere unbewussten Antreiber keine Macht mehr über uns haben. Intuitiv können wir dann entscheiden, wann wir aktiv handeln wollen und bewusst die Dinge in die Hand nehmen möchten und wann nicht. Beide Vorgehensweisen haben ihre Berechtigung. Wir können entscheiden, was uns im Moment wichtig ist: Konkrete Ziele, Struktur und Zeitvorgaben oder die Qualität eines Prozesses.

Dennoch gibt es einen Zustand, da gelingt uns nahezu alles. Wir sind im Flow. „Ich habe einen Lauf“, sagen wir dann und meinen damit, dass wir Herausforderungen spielerisch und erfolgreich meistern. Wir erleben unser Tun als leicht und mühelos und lassen uns vom Leben führen. Doch das bedeutet auch unsere Kontrolle zu lockern und das Leben vertrauensvoll auf uns zukommen zu lassen.

Natürlich können wir diesen wunderbaren Zustand nicht immer aufrechterhalten, aber warum versuchen wir nicht, ihn immer mehr anzustreben? Je weniger innere Widerstände bzw. alte unbewusste Schutzmuster in uns wirken, umso leichter gelingt uns das.

Wichtig ist, dass du entschlossen in den Fluss des Lebens hineinspringst: Es macht einen Unterschied, ob du dich ziellos treiben lässt und erschöpft nach Luft schnappst oder aber allen voran in den Strom springst – ob du dein Leben als Qual oder als Vergnügen empfindest, entscheidet sich hier.“ sagt Kodo Sawaki, ein japanischer Zen-Meister zu diesem Thema.

In diesem Sinne: Ja, ich werde den richtigen Zeitpunkt finden, den Gärtner anzurufen, vielleicht heute, vielleicht morgen, mal schauen, was der Tag so bringt.

Ihr Quick-Win-Serviceteil

Oft befinden wir uns zum wiederholten Mal in den gleichen Situationen, anstatt das zu erleben, was wir uns wünschen. 

Wenn Sie dieses Thema anspricht und Sie sich damit noch weiter auseinandersetzen möchten, stellen Sie sich doch mal folgende Fragen:

  • In welchen Situationen schränken mich meine unbewussten Antreiber besonders ein?
  • Wie haben meine Eltern auf Herausforderungen reagiert?
  • Muss ich das jetzt wirklich? Und wenn ja, warum?
  • Was sind meine Prioritäten?
  • Ändert sich mein Gefühl, wenn ich statt „ich muss“  sage  „ich entscheide mich jetzt dafür“?
  • Was passiert, wenn ich das jetzt nicht erledige?
  • Was wäre die schlimmste Konsequenz?
  • Welche unbewussten Überzeugungen habe ich in solchen Situationen?
  • Wie würde ich mich gerne verhalten?
  • Wie verhalte ich mich tatsächlich, oft wider besseren Wissens?
  • Ist es mir in der Vergangenheit schon einmal gelungen mich so zu verhalten, wie ich es mir wünsche?
  • Wie hat sich das angefühlt?
  • Kenne ich das Gefühl von Flow?
  • Kann ich mich an diese Qualität erinnern und sie spüren?
  • Bin ich oft enttäuscht, wütend oder frustriert und fühle mich als Opfer der Situation?
  • Was hindert mich noch, mich von diesen unbewussten Blockaden endgültig zu befreien?
  • Was würde sich dadurch in meinem Leben verbessern?