Müssen wir immer kämpfen?

„Du bist eine echte Kämpfernatur“ sagte meine Freundin neulich anerkennend zu mir und es stimmt. Ich habe mich mein Leben lang durchgekämpft und dadurch vieles erreicht, auf das ich heute stolz bin. Doch ist Kampf wirklich immer notwendig?

Wenn wir unbewusst das Gefühl haben, uns alles erkämpfen zu müssen, brauchen wir oft mehr Kraftaufwand als nötig wäre. Die kleinste Herausforderung aktiviert dann in uns eine Kampfenergie, die von körperlichen Stressmustern unseres emotionalen, instinkthaften Gehirns unterstützt wird – wie z.B. durch eine einseitige visuelle Fixierung auf Widerstände, Anspannen der Muskeln, Augen- und Ohrenkurzschlüsse. Diese automatisierten Körperreaktionen bringen uns dazu, nur noch Widerstände wahrzunehmen. Wir schalten auf Kampf. Doch dieser Körperzustand präpariert uns nicht nur für den bevorstehenden Kampf, er hindert uns auch, die aktuelle Situation richtig wahrzunehmen und angemessen zu reagieren.

Das heißt jedoch auch: Wenn mich meine inneren Überzeugungen auf Kampf programmieren und veranlassen zu kämpfen, werde ich Kampf und Widerstände im Äußeren erleben. Denn fatalerweise strahlen wir gerade dann, wenn wir uns eigentlich Unterstützung, Zuspruch oder Anerkennung von anderen wünschen, oft auch etwas Kämpferisches aus. Das wirkt auf unsere Mitmenschen meist einschüchternd, wenn nicht gar beängstigend und der gegenteilige Effekt entsteht: Sie gehen unwillkürlich auf Abstand oder in die Verteidigung. Bei dieser Dynamik entstehen keine konstruktive Lösungen – im Gegenteil, unser Glauben etwas erkämpfen zu müssen, wird bestätigt.

Doch wie entstehen solche unbewussten Überzeugungen? Im embryonalen Zustand müssen wir manchmal tatsächlich um unser Überleben kämpfen.  Sei es, dass sich die Nabelschnur  um unseren Hals legt und wir deshalb mit einer mangelnden Nährstoffversorgung zurechtkommen müssen, sei es, dass wir großen Stress unserer Mutter miterleben. Dass wir, trotz dieser Herausforderungen, überlebt haben, verdanken wir nicht zuletzt unserem Kampfgeist und unseren Überlebensstrategien. Sie sind bis heute auf der Festplatte unseres Zellgedächtnisses  gespeichert mit der prägenden Information, dass das Leben ein Kampf ist und aufzugeben unseren sicheren Tod bedeutet.Auf unbewusster Ebene kann sich also, aufgrund dieser primären Erfahrungen, ein permanenter Überlebenskampf in uns abspielen, der unsere Reserven aufbraucht und uns körperlich und emotional erschöpft.

Oft geht die  unbewusste Überzeugung kämpfen zu müssen, auch noch weiter zurück. Kampf- und Kriegserlebnisse der Generationen vor uns, sind in unserem kollektiven, genetischen Gedächtnis gespeichert und beeinflussen unsere Reaktionen im Hier und Jetzt.

Doch wir können diese überholten Reaktionsmuster mit neurobiologischem Stressmanagement wieder neutralisieren. Lösen wir unsere unbewussten Trigger mit neurobiologischen Stressmanagement auf, kommen wir wieder mit unseren wahren Bedürfnissen in Kontakt. Wir können sie angemessen kommunizieren und dadurch zu nachhaltigen Lösungen beitragen. Dann spüren wir auf einmal eine ungeahnte Leichtigkeit, die uns Energie und Kraft schenkt und uns hilft, unsere Ziele auch ohne Kampf zu erreichen.

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Oft finden wir uns in den immer gleichen Situationen wieder, anstatt das zu erleben, was wir uns wünschen.

Deshalb ist es sinnvoll sich zu überlegen, welche automatischen Reaktionsmuster uns immer wieder dazu bringen zu kämpfen.

Statt in den Kampf zu gehen, könnten wir uns zu fragen:

  • Was genau hat meinen Kampfgeist angestachelt?
  • Gibt es im Moment nur die Lösung zu kämpfen oder welche Alternativen habe ich noch?
  • Welche Gefühle bzw. welche Erfahrungen treiben mich an?
  • Sind meine Erwartungen eher positiv oder negativ?
  • Versuche ich durch meine Aktionen etwas zu verhindern oder zu erreichen?
  • Was geschieht, wenn ich die Situation aus der Vogelperspektive betrachte und mich in alle Protagonisten einfühle?
  • Welche Erkenntnisse gewinne ich, wenn ich mich in die Position meines Gegners hineinversetze und seinen Standpunkt einnehme?
  • Wie würde ich im entspanntem Zustand auf die momentane Situation reagieren?
  • Wie wäre es, wenn ich sie mit Humor betrachten würde?
  • Was brauche ich konkret, um mein Ziel zu erreichen?
  • Wo und wie kann ich mir echte Unterstützung holen?