„Oh Gott“ stöhnte ich neulich, mein Computer forderte schon wieder ein neues Update. Doch nach kurzer Eingewöhnungszeit fiel mir auf, dass dadurch vieles leichter und einfacher ging als zuvor. Dank der neuen Software boten sich neue Anwendungsmöglichkeiten, die mir bald selbstverständlich von der Hand gingen. Normalerweise sind wir als Anwender eher Gewohnheitstiere.Doch, wenn sich unsere Bedürfnisse ändern, andere Herausforderungen auf uns zukommen oder das Programm plötzlich fehlerhaft arbeitet oder gar abstürzt, beginnen wir uns mit der Software auseinanderzusetzen.
Eine veraltete Software hindert uns an einer effizienten Bedienung des Programms. Sie kostet uns Kraft und Nerven, denn wir sind gezwungen die Unzulänglichkeiten des Programms durch mehr Zeitaufwand ausgleichen.Die Software ist nicht mehr kompatibel und ein Update steht an.
In unserem Gehirn spielt sich etwas sehr Ähnliches ab. 90 Prozent unserer Zeit, so die Gehirnforscher, greifen wir auf automatisierte Abläufe zurück. Wir denken nicht darüber nach, wie wir unsere Zähne putzen oder unseren Kaffee kochen. Die Routine, mit der wir solche Vorgänge erledigen, schützt unser Gehirn vor Überlastung. Doch auch wenn eine herausfordernde Situation eintritt oder uns etwas berührt, reagieren wir, meist emotional, nach alten Mustern, die sich automatisch einschalten. Doch nicht jede Reaktion ist der aktuellen Situation angemessen. Deshalb bemühen wir uns auch sie zu verändern, doch es gelingt uns nicht. Auch wir brauchen ein Update.
Unser Überlebensinstinkt ist unser innerer Programmierer. Seine Software beinhaltet alle im Unterbewusstsein gespeicherten Körperreaktionen, Gefühle und Überzeugungen, die wir teilweise schon von unseren Vorfahren geerbt haben.
Die Hardware ist unser limbisches Gehirn, das mit allen autonomen Körperreaktionen verbunden ist. Es umfasst unsere ältesten Gehirnareale und steuert diese Automatismen. Unser Ur- oder Reptiliengehirn, ein Teilbereich des limbischen Systems, ist eher einfach gestrickt, war aber auf die damaligen Lebensbedingungen der Nutzer optimal abgestimmt. Kampf ,Flucht oder völlige Erstarrung – viel mehr brauchten unsere Vorfahren nicht als Auswahlkriterien, um überlebenskompatibel zu handeln. Im Laufe der Evolution wurde ihr Leben jedoch komplizierter. Sie lebten in Sippen und ihr soziales Leben wurde immer komplexer. Auch die Umweltbedingungen änderten sich, und unser limbisches Gehirn entwickelte sich im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter, um auf diese Bedingungen adäquat zu reagieren.
Bis heute versuchen unsere Instinkte unser Überleben zu sichern. Doch diese Programmierungen schränken uns ein. Manchmal fühlen wir uns diesem Überlebensmodus geradezu hilflos ausgeliefert, da er uns hindert auf aktuelle Situationen bewusst und stimmig reagieren.Es gibt dennoch Hoffnung!
Mit den Methoden des Neurobiologischen Stressmanagements können wir unsere innere Software updaten, um adäquat im Hier und Jetzt zu handeln und unser Leben zu gestalten. Denn das wirklich Tolle an unserer Software ist: Sie lässt sich über den Körper verblüffend schnell umprogrammieren. Unser Körper, verbunden mit dem limbischen Gehirn, ist im Laufe unserer Evolution darauf trainiert worden immer bessere Strategien für unser Überleben zu lernen und sofort zu integrieren. D.h., wenn ihm eine bessere Strategie angeboten wird, die sich gut anfühlt, integriert er sie sofort. Deshalb erreichen wir über den Körper oft verblüffend schnelle Veränderungen.
Dadurch entspannt sich auch sofort unsere Gefühlslage. Auch ich musste mein Muster, auf Veränderungen tendenziell ablehnend zu reagieren, erstmal updaten. Doch mittlerweile finde ich Neues eher spannend als bedrohlich und kann mich flexibler und erfolgreicher darauf einstellen.
Ist das Update ist gelungen, fühlt es sich stimmig und richtig an. Entspannt und mit einem sicheren Gefühl im Bauch können wir entscheiden, was in einer Situation stimmig für uns ist und was nicht – unterstützt von unserem Verstand und unserer Erfahrung. Meist werden uns diese grundlegenden Veränderungen unserer inneren Software erst dann richtig bewusst, wenn sich erste Erfolge einstellen.
Doch egal, ob wir es sofort bemerken oder erst durch unser verändertes Verhalten – auf unser Update ist Verlass: Die alten Muster sind dauerhaft verändert. Wir können loslegen und endlich das tun, was wir schon immer tun wollten.
Ihr Quick-Win-Serviceteil
Deshalb ist es sinnvoll sich zu überlegen, welche automatischen Reaktionsmuster wirklich heute noch zu uns passen:
1. Statt immer in die gleichen alten Muster zu verfallen und uns als Opfer zu fühlen, könnten wir uns fragen:
- Welche Situationen bzw. Menschen triggern mich regelmäßig an?
- Sind das wirklich die aktuellen Umstände, die mich stressen oder lösen sie in mir alte Gefühle und dementsprechende Reaktionen aus?
- Welche automatischen Verhaltensmuster versuche ich schon lange vergeblich zu verändern?
- In welchen Situationen gelingt mir das schon?
- In welchen würde ich es mir noch mehr wünschen?
- Welche inneren Überzeugungen möchte ich schon lange verändern?
- Welche überholten Glaubenssätze in Bezug auf mich oder auf Situationen habe ich von meinen Eltern bzw. meiner Familie übernommen?
2. Wir könnten uns fragen: „Wie würde sich mein Leben verändern, wenn ich diese alten Muster loslasse?“
- Wie würde sich das auf meine Selbstwirksamkeit und mein Selbstvertrauen auswirken?
- Wie würde ich mich fühlen, wenn ich mich endlich stimmig im Hier und Jetzt erlebe?
- Wie würde mein Körper darauf reagieren?
- Welche Ziele und Wünsche könnte ich dann für mich verwirklichen?